Luftschadstoffbelastung im Kanton Zürich 1999Luftqualität gegenüber 1998 kaum verbessert
Medienmitteilung 28.02.2000
Die Luftqualität hat sich 1999 im Kanton Zürich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Großräumig überschritten blieben die Grenzwerte von Ozon und Feinstaub (PM10). Aufgrund der Wetterverhältnisse blieben Spitzenbelastungen aus. Die Stickstoffdioxidbelastung ist seit einigen Jahren kaum mehr rückläufig und stabilisiert sich an verkehrsnahen Lagen auf zu hohem Niveau. 11 der 18 Immissions-Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung (LRV) konnten eingehalten werden.
Die Ozonbelastung war im ganzen Kanton deutlich tiefer als im Vorjahr, was auf die Wetterverhältnisse des vergangenen Sommers mit den verregneten Monaten Juli und August zurückzuführen ist. Die Anzahl der Überschreitungen des Stundenmittel-Grenzwertes (120 µg/m3, Mikrogramm je Kubikmeter Luft) hat sich mit Ausnahme der Messstation Heubeeribüel auf dem Zürichberg praktisch halbiert. Dort wurden mit 436 am meisten Überschreitungen gezählt, am verkehrsexponierten Standort Zürich-Wiedikon mit 29 am wenigsten. Die höchsten Stunden-Maxima wurden zu Beginn der Monate Juli und September registriert und sind mit denjenigen der Jahre 1996 und 1997 vergleichbar. Die Spitzenwerte betrugen am Standort Heubeeribüel 191 µg/m3, in Winterthur 187 µg/m3, in Dübendorf 185 µg/m3, bei der Kaserne Zürich 178 µg/m3 und in Wallisellen 176 µg/m3. Der monatliche 98-Prozent-Grenzwert von 100 µg/m3 konnte auf dem Bachtel bereits im Februar erstmals nicht eingehalten werden. An sämtlichen Messstationen wurde dieser Grenzwert während fünf bis acht Monaten um 23 bis 59 Prozent überschritten. Dennoch liegen diese Wertes durchwegs tiefer als 1998.
Stickstoffdioxid (NO2): Stagnierend, teilweise über dem Grenzwert
Die NO2-Messwerte blieben im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. In Wallisellen und auf dem Bachtel lagen die Stickstoffdioxid-Belastungen deutlich unter dem Jahresmittel-Grenz¬wert von 30 µg/m3. An den städtischen und verkehrsnahen Standorten wurde dieser Grenzwert um 4 bis 24 µg/m3 überschritten. Auch Überschreitungen des Tagesmit¬tel-Grenz¬wertes (80 µg/m3) wurden ausser auf dem Bachtel an allen Messstationen registriert: Beim Bahnhof Wiedikon und in Dübendorf lagen die Spitzenwerte bei 118 µg/m3, an der Kaserne bei 105 µg/m3, an der Stampfenbachstrasse bei 102 µg/m3 und in Opfikon bei 101 µg/m3.
Zuviel lungengängiger Feinstaub (PM10)
Die PM10-Messungen bestätigen die Messwerte, die 1998 zum ersten Mal erhoben wurden: Die Grenzwerte werden grossräumig und nicht nur an verkehrsbelasteten Standorten deutlich überschritten. An den meisten Stationen wurden etwas tiefere PM10-Werte als im Vorjahr festgestellt. Dieser Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass 1999 deutlich weniger Inversionslagen mit einer Nebeldecke und schlechter Durch¬lüftung auftraten. Am grössten sind die Belastungen vor allem wegen der Verkehrs¬exposition in der Stadt Zürich. Im Jahresmittel überschritt die Feinstaub-Konzentration beim Bahnhof Wiedikon den Grenzwert von 20 µg/m3 um 105 Prozent, an der Stam¬pfenbachstrasse und auf dem Flughafen Kloten um 35 Prozent, in Winter¬thur und bei der Kaserne in Zürich um 25 Prozent, in Dübendorf um 20 Prozent und in Wallisellen um 10 Prozent. Der Tagesmittel-Grenzwert von 50 µg/m3 wurde in Wiedikon 87-mal, an der Stampfenbachstrasse 32-mal, bei der Kaserne in Zürich 29 mal, in Dübendorf 24-mal, auf dem Flughafen 17-mal, in Wallisellen mindestens 8-mal und in Winterthur 5 mal überschritten. Das Maximum in Wiedikon betrug 136 µg/m3.
Damit die Feinstaubbelastung gesenkt werden kann, erarbeitet der Bund Grundlagen über die Mengen und die Herkunft von Feinstaub. Sobald diese vorliegen, wird der Kanton Zürich das Luft-Programm mit Massnahmen gegen die Feinstaubbelastung ergänzen. Wesentlich zur Entlastung werden auch die verschärften Abgasvorschriften der EU beitragen, welche die Schweiz ebenfalls übernimmt.
Schwefeldioxid (SO2): Noch leicht rückläufig - auf tiefem Niveau
SO2 wird nur noch an sieben von elf Messstandorten erfasst. Alle diese Standorte wiesen nochmals eine Verminderung aus. Die SO2-Belastung liegt noch zwischen 15 und 30 Prozent des Grenzwertes. Die Immissionen an ländlichen und Agglomerations¬standorten liegen im Sommer bereits auf einem bald nicht mehr nachweisbar tiefen Niveau. Die Langzeit-Grenzwerte bewegen sich an städtischen und Agglomerations-Standorten zwischen 6 und 9 µg/m3, an ländlichen Standorten liegen sie noch tiefer.
Kohlenmonoxid (CO): Deutlich unterschritten
Der höchste gemessene Tagesmittelwert für CO wurde an der Schimmelstrasse in Zürich Wiedikon mit 3.1 mg/m3 gemessen. Dies ist deutlich weniger als die Hälfte des Grenzwertes von 8 mg/m3 und entspricht etwa den Werten der Vorjahre.
Verbesserungen Schritt für Schritt
Die Luftverschmutzung durch NOx und VOC ist in den letzten zehn Jahren um rund 30 bis 40 Prozent, diejenige von SO2 sowie der Schwermetallanteile von Blei und Cad-mium im Schwebestaub um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Die Schad¬stoffe Stickstoffdioxid, Ozon und der lungengängige Feinstaub (PM10) überschreiten dagegen die Grenzwerte regelmässig. Der Trend zu einer besseren Luftqualität hat sich 1999 weiter abgeflacht, da das Reduktionspotenzial der bereits rechtsgültigen Emissionsminderungsmassnahmen mehrheitlich ausgeschöpft ist. So liegt der Bestand der Katalysatorfahrzeuge Ende 1999 bei Personenwagen bei über 90 Prozent, bei Lieferwagen und Kleinbussen bereits bei über 78 Prozent.
Um die Luftqualität weiter zu verbessern, sind zusätzliche Massnahmen nötig. Bereits in der Vernehmlassung ist der Richtlinienentwurf «Luftreinhaltung auf Baustellen» des Bundes, welcher auf eine Reduktion der Baustellenemissionen abzielt. Die neuen Abgasvorschriften, die in der Schweiz und in der EU gelten, sehen eine Verschärfung der Abgas-Grenzwerte für alle neu zuzulassenden Motorfahrzeuge in drei Stufen vor:
- Euro 3 ab 2001 (NOx-Reduktion um rund 30 Prozent gegenüber Euro 2)
- Euro 4 ab 2006 (NOx-Reduktion um rund 50 Prozent gegenüber Euro 2)
- Für schwere Nutzfahrzeuge Euro 5 ab 2009 (NOx-Reduktion um rund 70 Prozent gegenüber Euro 2)
Den Massnahmen zur Emissionsminderung stehen wachsende Personen- und Güterverkehrsströme, die im Verkehr bleibenden Altfahrzeuge und ein stark zunehmender Luftverkehr gegenüber. Wenn Bund, Kantone und Gemeinden weitere Massnahmen - unter Ein¬bezug von PM10 - beschliessen und umsetzen, kann die Luft-qualität an übermässig belasteten Orten weiter verbessert und nachhaltig bewahrt werden.
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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