Die Standortattraktivität des Kantons Zürich im Vergleich – 2024

Der Kanton Zürich ist der Wirtschaftsmotor der Schweiz. Damit er dies bleibt und weiterhin im internationalen Standortwettbewerb mithalten kann, braucht er kluge Köpfe und innovative Unternehmen – Start-ups, KMU und weltweit tätige Grossunternehmen.

Executive Summary

Der Kanton Zürich spielt eine entscheidende Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft der Schweiz. Als bedeutender Wirtschaftsstandort steht Zürich aber nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsregionen. Dabei zeigt sich, dass der Kanton Zürich im Vergleich mit seinen wichtigsten europäischen Konkurrenten vor allem bei der Bildung, Wirtschaftsleistung und Lebensqualität überdurchschnittlich abschneidet. Optimierungspotenzial gibt es hingegen in den Bereichen Forschung, Innovation, Steuern und Regulation.

Bedeutung und Struktur der Zürcher Wirtschaft

«Das BIP pro Kopf liegt im Kanton Zürich 22 000 Franken über dem Schweizer Durchschnitt.»

Die Wirtschaft des Kantons Zürich ist in den letzten 30 Jahren stetig gewachsen, teuerungsbereinigt um durchschnittlich 1,8 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig hat auch der Wohlstand der Zürcherinnen und Zürcher zugenommen: Das BIP pro Kopf wuchs um 0,8 Prozent und liegt heute mit 102 000 Franken rund ein Viertel über dem Schweizer Durchschnitt. Gleichzeitig arbeiten die Zürcherinnen und Zürcher heute pro Kopf rund 7 Prozent weniger als noch vor 30 Jahren. Sie haben also fast einen halben Nachmittag mehr Freizeit. Berücksichtigt man diesen Zuwachs an Freizeit, nahm der Wohlstand, gemessen am BIP pro Arbeitsstunde, jährlich sogar um 1,1 Prozent zu.

«Fast 40 Prozent aller Schweizer Start-ups mit externen Investitionen werden im Kanton Zürich gegründet.»

Dass fast 40 Prozent aller Schweizer Start-ups, die Kapital von externen Investorinnen und Investoren erhalten, im Kanton Zürich gegründet werden, unterstreicht die Innovationskraft und das grosse Innovationspotenzial des Kantons. Insbesondere Jungunternehmen aus den Bereichen ICT und Biotech sind bei Investorinnen und Investoren im Kanton Zürich beliebt. Die erstklassigen Hochschulen im Kanton sind wichtige Treiber der Zürcher Start-up-Szene.

«Der Kanton Zürich hat im nationalen Vergleich eine hohe, im internationalen Vergleich eine moderate Steuerbelastung.»

Im nationalen Vergleich hat der Kanton Zürich für Unternehmen hohe Steuersätze, obwohl der Gewinnsteuersatz per 2021 von 8 auf 7 Prozent gesenkt wurde und eine weitere Senkung geplant ist. Der leichte Rückgang des Ressourcenindexes im Nationalen Finanzausgleich deutet darauf hin, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit im Vergleich mit anderen Kantonen abgenommen hat. Im internationalen Vergleich ist das Zürcher Steuersystem wettbewerbsfähig.

«Branchenmix trägt zur Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Zürcher Wirtschaft bei.»

Der Finanzplatz Zürich mit seinen Banken und Versicherungen ist mit über
76 000 Arbeitsplätzen nach wie vor die wichtigste Stütze der Zürcher Wirtschaft. In den letzten Jahren hat sich der Kanton jedoch zu einem diversifizierteren Wirtschaftsstandort mit weiteren starken Branchen entwickelt: Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT), Cleantech, Life Sciences und Tourismus tragen zusammen mit der Finanzbranche mit einer Bruttowertschöpfung von über 60 Milliarden Franken massgeblich zum BIP und zur Beschäftigung im Kanton Zürich bei.

Der Kanton Zürich im internationalen Vergleich

«Eine hohe Standortattraktivität ermöglicht Nachhaltigkeit.»

Damit sich Unternehmen im Kanton Zürich ansiedeln, langfristig hierbleiben und Arbeitsplätze schaffen, ist der Kanton auf eine hohe Standortattraktivität angewiesen. Denn der Kanton Zürich steht bei Standortentscheiden von Unternehmen in direkter Konkurrenz zu anderen europäischen Wirtschaftsregionen. Eine hohe Standortattraktivität ermöglicht eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung. Im Standortwettbewerb geht es nicht um Wirtschaftswachstum um jeden Preis, sondern um nachhaltiges Wachstum in diesem Dreiklang. Ein attraktiver Standort zieht innovative Branchen und Unternehmen an, die in Forschung und Entwicklung investieren und zur Erreichung der Klima- und Umweltziele beitragen. Ein attraktiver Standort schafft Arbeitsplätze, Wohlstand, Wertschöpfung und steigende Steuereinnahmen, die für Umwelt- und Sozialpolitik eingesetzt werden können. Im Rahmen dieser Untersuchung wird die Standortattraktivität des Kantons anhand von acht zentralen Faktoren gemessen: Arbeitsmarkt und Humankapital, Bildung, Forschung und Innovation, Steuern und Regulierung, Kostenumfeld, Infrastruktur, Wirtschaftsleistung und Lebensqualität. Um die Standortattraktivität des Kantons Zürich zu vergleichen, wurden fünf europäische Regionen identifiziert, die im Standortwettbewerb als wichtige Konkurrenten von Zürich gelten: die Regionen München (Oberbayern), Stockholm, Amsterdam (Noord- Holland), Dublin (Eastern and Midland) und London.

«Der Kanton Zürich ist mit seinen Topuniversitäten Weltspitze.»

Im Vergleich mit seinen wichtigsten europäischen Konkurrenten verfügt der Kanton Zürich über zentrale Stärken. Bei den drei Standortfaktoren Bildung, Wirtschaftsleistung und Lebensqualität schneidet er überdurchschnittlich gut ab. Dazu tragen eine starke Wirtschaftskraft mit hoher Arbeitsproduktivität sowie exzellente Hochschulen und ein sehr praxisorientiertes Berufsbildungssystem bei. Stabilität, Sicherheit und eine gute Gesundheitsversorgung sind weitere wichtige Erfolgsfaktoren. Im Vergleich zu anderen Regionen weist der Kanton Zürich zudem die höchste Dichte an internationalen Konzernen auf.

«Der Kanton Zürich ist attraktiv für internationale Talente, trotzdem herrscht Arbeitskräftemangel.»

Bei vier Standortfaktoren zeigt sich ein ambivalentes Bild. Zwar schneidet der Kanton Zürich bei vielen Unterindikatoren gut bis sehr gut ab, gleichzeitig ist aber auch ein deutliches Verbesserungspotenzial erkennbar. Beim Standortfaktor Arbeitsmarkt und Humankapital weisen der Kanton Zürich und die Schweiz deutlich mehr Rekrutierungsschwierigkeiten als die Konkurrenz auf. Obwohl der Kanton Zürich für internationale Talente sehr attraktiv ist, ist es nirgendwo sonst für Unternehmen herausfordernder, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Grund dafür ist neben der demografischen Entwicklung der wirtschaftliche Erfolg des Kantons. Im Bereich Forschung und Innovation liegt das Verbesserungspotenzial einerseits beim Venture Capital: Während in der Frühphase von Startups in der Schweiz viel Kapital zur Verfügung steht, weisen die fünf Hauptkonkurrenten in der Scale-up- Phase ein höheres Volumen auf. Andererseits liegt der Kanton Zürich bei den Innovationskooperationen durch KMU zurück. Bei den Steuern und der Regulierung liegt das Verbesserungspotenzial einerseits bei der Arbeitsmarktregulierung, insbesondere beim Arbeitsgesetz, das weniger liberal ist als in den Vergleichsregionen. Andererseits liegt der Kanton Zürich bei den Unternehmenssteuern im internationalen Vergleich zwar im oberen Mittelfeld, innerhalb der Schweiz bildet der Kanton jedoch das Schlusslicht. Beim Standortfaktor Infrastruktur kann Zürich mit der guten Erreichbarkeit auf Strasse und Schiene und dem Flughafen punkten, hinkt aber wie die gesamte Schweiz beim E-Government hinterher.

«Erfolg macht teuer.»

Je nach Betrachtungsweise schneidet der Kanton Zürich beim Standortfaktor Kostenumfeld unterschiedlich ab. Weil der Kanton seit vielen Jahren ein prosperierender Wirtschaftsstandort ist und eine hohe Standortqualität aufweist, sind sowohl die Preise als auch die Löhne hoch. Nirgends sind die Arbeitskosten pro geleistete Arbeitsstunde höher. Während die hohen Arbeitskosten aus Sicht der Unternehmen ein Nachteil sind, sind die hohen Löhne für die Arbeitnehmenden positiv. Der Kanton Zürich ist auch dank dem hohen Lohnniveau ein attraktiver Wohnort, zumal der Standort auch bei der Kaufkraft und der Lebensqualität gut abschneidet. Insofern ist das hohe Kostenumfeld auch Ausdruck des Zürcher Erfolgs.

Blick in die Zukunft

«Der Kanton Zürich steht vor grossen Herausforderungen mit Auswirkungen auf die Standortfaktoren.»

Der Kanton Zürich steht trotz guter Ausgangslage vor grossen Herausforderungen. Auf dem Arbeitsmarkt dürften Alterung, Zuwanderung und Digitalisierung erhebliche Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und das Potenzial von Arbeitskräften haben. Im Bildungsbereich führt der Wandel hin zu technologie- und wissensintensiven Branchen zu veränderten Anforderungen. Zudem wird das Verhältnis der Schweiz zur EU die Hochschulen und Forschungsinstitutionen, aber auch den Standortfaktor Forschung und Innovation entscheidend beeinflussen; ein dauerhafter Ausschluss von den EU-Forschungs- und Austauschprogrammen hätte negative Folgen.

Im Steuerbereich dürfte sich der internationale Wettbewerb durch die Folgen der OECD-Mindestbesteuerung zunehmend in Richtung eines Subventionswettbewerbs entwickeln. Umso wichtiger wird es sein, dass der Kanton Zürich effiziente und transparente steuerliche und regulatorische Rahmenbedingungen bietet.

Im Bereich der Standortfaktoren Kostenumfeld und Infrastruktur dürfte die grosse Herausforderung darin bestehen, die Klima- und Umweltziele zu erreichen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, ohne dass die Kosten aus dem Ruder laufen und die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet wird. Wie gut dies gelingt, hat auch Auswirkungen auf die Lebensqualität.

Publikation

Die Standortattraktivität des Kantons Zürich im Vergleich

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