Standortfaktoren

Der Kanton Zürich ist der Wirtschaftsmotor der Schweiz. Damit er dies bleibt und weiterhin im internationalen Standortwettbewerb mithalten kann, braucht er kluge Köpfe und innovative Unternehmen – Start-ups, KMU und weltweit tätige Grossunternehmen.

Standortattraktivität ermöglicht Nachhaltigkeit

Damit sich innovative Unternehmen im Kanton Zürich ansiedeln und langfristig verankert bleiben, ist er auf eine hohe Standortattraktivität angewiesen. Sie ermöglicht eine nachhaltige Entwicklung, verstanden als Dreiklang von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Es geht also nicht um quantitatives Wachstum um jeden Preis. Vielmehr beruht eine hohe Standortattraktivität auf dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren: von der reinen Wirtschaftsleistung bis hin zur Lebensqualität.

Oder anders ausgedrückt: Nur ein attraktiver Standort kann letztlich innovative Branchen und Unternehmen anziehen, die in die Forschung und Entwicklung investieren und damit einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klima- und Umweltziele leisten. Zudem schafft ein attraktiver Standort Wertschöpfung und hochwertige, gut bezahlte Arbeitsplätze, die den Wohlstand der Zürcherinnen und Zürcher erhöhen. Und schliesslich kann nur ein attraktiver Standort wachsende Steuereinnahmen generieren, die wiederum für die Umwelt- und Sozialpolitik eingesetzt werden können.

Standortattraktivität ist allerdings nicht einfach zu messen. Sie wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die im Zusammenspiel ein wirtschaftliches Ökosystem bilden. Ziel dieses Kapitels ist es deshalb, die Standortattraktivität des Kantons Zürich genauer zu definieren, zu messen und zu vergleichen. Die meisten bekannten Rankings fokussieren sich vor allem auf die Länderebene, allen voran der WEF Global Competitiveness Report. Dabei wird Standortattraktivität häufig auch mit Wettbewerbsfähigkeit gleichgesetzt und als Bündel verschiedener Rahmenbedingungen einer Volkswirtschaft verstanden.9

Acht zentrale Standortfaktoren

Die Standortattraktivität des Kantons Zürich wird in der vorliegenden Analyse anhand von acht zentralen Faktoren gemessen. Sie orientieren sich an den erwähnten Rankings auf Länderebene, basieren aber auch auf der Expertise der Expertinnen und Experten der kantonalen Standortförderung, welche die Ansiedlung von Unternehmen im Kanton Zürich begleiten. Die acht ausgewählten Standortfaktoren sind somit sowohl das Ergebnis praktischer Erfahrungen als auch aus einer umfassenden Literaturrecherche.

Ohne Arbeitskräfte können Unternehmen keine Wertschöpfung erzielen. Die Verfügbarkeit von Fachkräften und der Zugang zum Arbeitsmarkt stehen deshalb bei der Standortsuche von Unternehmen oft ganz oben auf der Kriterienliste. Damit der Arbeitsmarkt auf qualifizierte Arbeitskräfte zählen kann, braucht es ein gutes Bildungssystem und Investitionen in Forschung und Entwicklung. Auch die steuerlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen an einem Standort sind für viele Unternehmen ein wichtiges Kriterium. Eng damit verbunden ist das Kostenumfeld. Hinzu kommt eine gut ausgebaute und moderne Infrastruktur, sowohl in physischer als auch in digitaler Form. Schliesslich sind auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Standorts und damit verbunden das Ökosystem aus anderen Unternehmen sowie die allgemeine Lebensqualität von Bedeutung. Zur Messung der acht Faktoren wurden Indikatoren identifiziert, für die verlässliche und mit anderen europäischen Regionen vergleichbare Daten vorliegen. Der Fokus richtet sich auf den Vergleich europäischer Wirtschaftsregionen, da diese bei Standortentscheiden oft in direkter Konkurrenz zum Kanton Zürich stehen.

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Die Daten für die einzelnen Indikatoren stammen aus verschiedenen Quellen, wobei die Datenbank des European Innovation Scoreboard (EIS) der Europäischen Union (EU) als Hauptquelle diente. Sie enthält Informationen zu 250 europäischen Regionen, darunter auch zum Kanton Zürich. Allerdings konnten damit nicht alle acht Faktoren angemessen abgebildet werden. In den Fällen, in denen die EIS-Datenbank den gewünschten Indikator nicht enthielt, wurden Daten von Eurostat auf regionaler Ebene (NUTS-2-Ebene) verwendet. Wenn keine Daten für Vergleichsregionen vorlagen, wurde der Kanton Zürich jeweils auf OECD-Länderebene verglichen. Bei einigen Indikatoren sind keine Daten für den Kanton Zürich verfügbar, weshalb der Wert für die Schweiz verwendet wurde. Zudem ist zu beachten, dass bei einigen Faktoren nationale Vorgaben – zum Beispiel Gesetze – den Rahmen vorgeben, innerhalb dessen die Kantone oft einen gewissen Gestaltungs- und Entwicklungsspielraum haben.

Offene Behördendaten

    Um das Abschneiden des Kantons Zürich besser einordnen zu können, hat die kantonale Standortförderung fünf europäische Regionen identifiziert, die im Standortwettbewerb und bei konkreten Unternehmensansiedlungen als wichtige Konkurrenten von Zürich gelten und die auch eine vergleichbare Wirtschaftsstruktur aufweisen: Die Regionen München (Oberbayern), Stockholm, Amsterdam (Noord-Holland), Dublin (Eastern and Midland) und London.

    Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse wurden in mehreren Workshops mit Expertinnen und Experten aus der Zürcher Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert. Wir bedanken uns insbesondere bei Anton Aschwanden (Google), Anna Eldring (Takeda), Beatrice Henes (Kommunikationsexpertin), Jan Hofstetter (Digipack-Kappeler), Balz Hösly (Greater Zurich Area), Stephan Koller (UBS), Viktoria Mauz (ERNI), Samuel Moser (Roche Glycart), Maria Olivares (Universität Zürich), Tobias Straumann (Universität Zürich) und Jan Zimmermann (ETH Zürich) für ihre wertvollen Einschätzungen und Anregungen, die in die Analyse eingeflossen sind.

    Der Smartspider vergleicht den Kanton Zürich mit 249 europäischen Regionen

    Um die verschiedenen Indikatoren vergleichbar zu machen, wurden alle Originaldaten normiert. Die Region mit dem höchsten Wert erhielt jeweils 100 Punkte, die Region mit dem niedrigsten Wert 0 Punkte. Neben dem Kanton Zürich (blaue Linie) wurde auch der Median der fünf Hauptkonkurrenten (grüne Linie) in dieser Skala aufgenommen. Es handelt sich hierbei um Regionen, die im Standortwettbewerb und bei konkreten Unternehmensansiedlungen als wichtige Konkurrenten von Zürich gelten und die auch eine vergleichbare Wirtschaftsstruktur aufweisen: die Regionen München (Oberbayern), Stockholm, Amsterdam (Noord-Holland), Dublin (Eastern and Midland) und London.

    Dabei gilt: Je weiter aussen, desto besser schneidet der Kanton Zürich ab. Die Schweizer Flagge kennzeichnet Indikatoren, für die kein Wert für den Kanton Zürich, sondern nur für die Schweiz vorliegt.

    Wie schneidet der Kanton Zürich insgesamt ab?

    Im Vergleich mit den wichtigsten europäischen Konkur- renten weist der Kanton Zürich zentrale Stärken auf. So schneidet er bei den Standortfaktoren «Bildung», «Wirtschaftsleistung» und «Lebensqualität» überdurchschnittlich gut ab. Dazu tragen exzellente Hochschulen und ein sehr praxisorientiertes Berufsbildungssystem, eine hohe Wirtschaftskraft und eine Konzentration inno- vativer Branchen und Unternehmen sowie Stabilität, Sicherheit und eine gute Gesundheitsversorgung bei.

    Bei vier weiteren Standortfaktoren ist das Bild ambivalenter. Dazu gehören «Arbeitsmarkt und Humankapital», «Forschung und Innovation», «Steuern und Regulierung» sowie «Infrastruktur». In diesen Bereichen schneidet der Kanton Zürich zwar bei vielen Unterindikatoren gut bis sehr gut ab. Gleichzeitig lässt sich aber auch klares Verbesserungspotenzial orten.

    Schliesslich schneidet der Kanton beim Standortfaktor «Kostenumfeld» durchzogen ab, was vor allem auf die sehr hohen Lohnkosten zurückzuführen ist. Da diese für die Standortattraktivität Fluch und Segen sind – hohe Kosten sind letztlich Ausdruck des wirtschaftlichen Erfolgs – ist der Handlungsbedarf bei diesem Standortfaktor begrenzt.

    Anders sieht es bei den Standortfaktoren mit dem Vermerk «gut mit Verbesserungsbedarf» aus. Hier ist der Handlungsbedarf akuter. Beim Standortfaktor «Arbeitsmarkt und Humankapital» liegen der Kanton Zürich und die Schweiz insgesamt aufgrund der Rekrutierungsschwierigkeiten deutlich hinter der Konkurrenz zurück. An kaum einem anderen Standort ist es für Unternehmen schwieriger, genügend qualifiziertes Personal zu finden. Im Bereich «Forschung und Innovation» liegt das Verbesserungspotenzial einerseits beim Venture Capital. In der Frühphase der Start-up-Gründung ist in der Schweiz zwar viel Kapital verfügbar, in der Scale-up-Phase weisen die fünf Hauptkonkurrenten aber ein höheres Volumen auf. Andererseits liegt der Kanton Zürich bei den Innovationskooperationen durch KMU weit zurück. Im Gegensatz zu den anderen Regionen gehen hier deutlich weniger KMU Kooperationsaktivitäten ein, was langfristig die Innovationsfähigkeit der KMU hemmt. Beim Faktor «Steuern und Regulierung» liegt das Verbesserungspotenzial bei der Arbeitsmarktregulierung, die etwa durch das veraltete Arbeitsgesetz eher rigide ausfällt. Bei den Unternehmenssteuern liegt Zürich im internationalen Vergleich zwar im oberen Mittelfeld, innerhalb der Schweiz bildet der Kanton jedoch das Schlusslicht. Beim Standortfaktor «Infrastruktur» kann der Kanton Zürich zwar mit der guten Erreichbarkeit und dem Flughafen punkten, liegt aber wie die gesamte Schweiz beim E-Government zurück.

    Endnoten

    9) Siehe z.B. WEF Competitiveness Index oder IMD World Competitiveness Ranking

    Die Standortattraktivität des Kantons Zürich im Vergleich

    Die Standortattraktivität des Kantons Zürich im Vergleich
    Die Standortattraktivität des Kantons Zürich im Vergleich

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