Die Digitalisierung wird auch von den dicksten Gefängnismauern nicht aufgehalten. Um von dieser Welle nicht überrollt zu werden oder sie gar zu verpassen, müssen wir uns die Frage stellen, was wir mit ihrer Hilfe erreichen wollen.
Die nächste Welle wartet schon
Die Arbeitsgruppe Digitalisierung mit Mitgliedern aus allen Hauptabteilungen und Fachbereichen entwickelt unsere Digitalisierungsstrategie. Dazu bildet sie zuerst die Prozesse innerhalb des JuWe in einer Landkarte ab und prüft sie dann auf ihr Digitalisierungspotential. Beispielsweise eignet sich der Prozess zur Disziplinierung einer inhaftierten Person – eigentlich ein standardisierter Prozess, der aber in jeder Institution individuell durchgeführt wird –, um digitalisiert und damit harmonisiert zu werden.
Digitalisierung einer kleinen Stadt
In einem Amt wie unserem sehen die Ansprüche an die Digitalisierung aus wie in einer kleinen Stadt. In unseren Institutionen gibt es Ärztinnen und Ärzte, Psychologinnen und Psychologen, Kioske und Schulen. Wir arbeiten mit Handwerk und Detailhandel, mit Medien und Gerichten, mit anderen Ämtern und Direktionen, mit Spitälern und psychiatrischen Kliniken, mit Sicherheitsfirmen und Krankenkassen, Staatsanwaltschaften und der Polizei zusammen – um hier nur einige der Anspruchsgruppen zu nennen. Sie alle haben eigene Bedürfnisse, wenn es um digitale Lösungen in unserer Zusammenarbeit geht. Die Digitalisierungslandkarte soll in dieser Stadt Struktur schaffen und Wege aufzeigen.
Parallel zu diesem übergreifenden strategischen Vorhaben sind konkrete Digitalisierungsprojekte in der Pipeline oder bereits implementiert worden. Bei der Planung und Umsetzung ist DigiSol, die Informatikabteilung der Direktion für Justiz und des Innern, immer involviert.
Lösungen für inhaftierte Personen
Kurz vor der Einführung steht das Projekt «Bargeldlos in der JVA Pöschwies». Bargeld wird bei den inhaftierten Personen und bei Besucherinnen und Besuchern abgeschafft und durch einen Badge ersetzt. Zur Identifizierung dient neben einem Foto auch der Fingerprint an den Automaten. Damit können die Gefangenen am Kiosk einkaufen und an den Automaten Snacks und Getränke beziehen.
Mit dem Projekt «Digitale Services für betreute Personen im JuWe» wird eine Vereinheitlichung und Modernisierung der situativ entstandenen und sehr unterschiedlichen ICT-Angebote wie Miet-Laptops, Drucker oder Fernsehgeräte für eingewiesene Personen angestrebt. Ziel ist, moderne digitale Services trotz der erhöhten Sicherheitsanforderungen zu ermöglichen. So werden digitale Fähigkeiten gefördert, die am Ende die Wiedereingliederung erleichtern.
Harmonisierung und Erleichterung
Für die Mitarbeitenden wird mit der Fachapplikation FAJuV eine moderne Lösung zur Verfügung gestellt und mit «Elektra» die elektronische Krankenakte eingeführt. Im Hintergrund werden mit dem bundesweiten Projekt «HIS – Harmonisierung der Informatik in der Strafjustiz» durchgängige, medienbruchfreie Geschäftsprozesse über Bund und Kantone angestrebt.
Sowohl mit diesen konkreten – punktuellen wie auch umfassenderen – Projekten als auch mit der Strategieentwicklung wird die Digitalisierung im JuWe vorangetrieben. Die Welle der Digitalisierung mag riesig erscheinen, aber sie lässt sich surfen.