Bildung öffnet Türen. Das gilt auch im Strafvollzug. In unseren Institutionen gibt es verschiedene Bildungsangebote – so auch in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies.
Auf das Leben draussen vorbereiten
Die Ziele der Bildung im Strafvollzug sind die Verbesserung der Chancen der inhaftierten Personen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft sowie ihre Unterstützung bei der Bewältigung des Vollzugsalltags.
Aufholen und Erweitern
In der Justizvollzugsanstalt Pöschwies gibt es für alle dort inhaftierten Männer das Angebot der Basisbildung. Basisbildung heisst die Allgemeinbildung erweitern und Lücken schliessen, die in der Schule entstanden sind, insbesondere in Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Es geht auch ganz grundlegend darum, Selbst- und Sozialkompetenzen zu fördern. Von grossem Nutzen ist auch der Spracherwerb. Wenn die inhaftierten Personen sich auf Deutsch verständigen können, vereinfacht das den Vollzugsalltag für alle Beteiligten.
Der Unterricht findet in Lerngruppen mit maximal sieben Teilnehmern statt. Eine Lerngruppe wird jeweils einmal pro Woche am Vormittag oder am Nachmittag unterrichtet. Oft wird der Einstieg von der Lehrperson mit einem tagesaktuellen Thema gemacht. Bei Teilnehmern aus rund 60 Nationen mit unterschiedlichsten kulturellen und sozialen Hintergründen, Alters- und Bildungsstufen können daraus interessante und bereichernde Diskussionen entstehen. Wenn möglich wird der kulturübergreifende Austausch direkt gefördert. In der zweiten Hälfte des Unterrichtsblockes werden die Teilnehmer individuell gefördert.
Berufsausbildung als Chance
Weiter besteht hier die Möglichkeit, während dem Vollzug eine Berufsausbildung zu absolvieren. Es gibt zweijährige Grundausbildungen, die mit Attest, und drei- bis vierjährige Ausbildungen, die mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis abgeschlossen werden. Die Ausbildungen für die Berufe Bäcker-Konditor, Fachmann Betriebsunterhalt, Gärtner, Koch, Metallbauer oder Schreiner finden in den gefängniseigenen Lehrbetrieben statt. Der Fachunterricht wird von externen Lehrpersonen erteilt, die auch an den öffentlichen Berufsschulen arbeiten. Der allgemeinbildende Unterricht wird von einem entsprechend ausgebildeten externen Lehrer unterrichtet. Die Berufsbildner fördern die Lernenden entsprechend in den Betrieben. Im Unterricht werden Teilnehmer auch aktiv dabei unterstützt, Bewerbungsdossiers zu verfassen und Bewerbungen zu schreiben, um ihnen die Stellensuche nach der Entlassung zu erleichtern.
Beziehungsarbeit und Freiraum
Die Inhaftierten besuchen den Unterricht in der JVA Pöschwies freiwillig. Sie bringen deshalb meist eine gesunde Grundmotivation mit und sind engagiert bei der Sache. Der Beziehungsarbeit der Lehrpersonen – die auch in der Volksschule wichtig ist – kommt hier eine besonders grosse Bedeutung zu. Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer an die Lehrpersonen bestätigen den grossen Wert ihrer Arbeit.
Und schliesslich sind die Unterrichtseinheiten für die Teilnehmer auch eine gern gesehene Abwechslung und Ablenkung vom Gefängnisalltag. Bildung im Strafvollzug ist eine Form von Freiraum innerhalb der Gefängnismauern, die einen erweiterten Austausch der Gedanken zu aktuellen und kulturellen Themen ermöglicht. Das hat eine positive Wirkung auf den gesamten Gefängnisalltag – und öffnet Türen für das Leben draussen.