Entlastungsstollen Thalwil

Das untere Sihltal und die Stadt Zürich sollen vor einem Extremhochwasser der Sihl geschützt werden. Als langfristige Lösung projektiert der Kanton Zürich einen Entlastungsstollen von der Sihl bei Langnau am Albis in den Zürichsee bei Thalwil. Der geplante Stollen ist rund zwei Kilometer lang und ermöglicht die Überleitung von Hochwasserspitzen der Sihl in den unteren Zürichsee.
Inhaltsverzeichnis
Schutz für Sihltal und Zürich
Der Entlastungsstollen würde das untere Sihltal und die Stadt Zürich vor einer Sihl-Hochwasserspitze von bis zu 600 Kubikmetern pro Sekunde schützen. Das entspricht einem Extremhochwasser mit einer statistischen Eintretenswahrscheinlichkeit von einmal in 500 Jahren.

Nur geringe Auswirkungen auf den Zürichseepegel
Im Rahmen der Planungsarbeiten wurden auch die Auswirkungen des durch den Stollen geleiteten Hochwassers auf den Zürichseepegel untersucht. Dabei zeigte sich, dass selbst die Umleitung extremer Sihl-Hochwasserspitzen lediglich zu einem zusätzlichen Anstieg des Seespiegels um wenige Zentimeter führen würde. Dieser Anstieg kann ausgeglichen werden:
- durch die geplante Erhöhung der Abflusskapazität der Limmat bei der Münster- und Rathausbrücke,
- und die Verbesserung der Steuerbarkeit des Platzspitzwehrs in der Stadt Zürich.
Gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis
Die Kosten für die Planung und den Bau des Entlastungsstollens und die ökologischen Ersatzmassnahmen betragen rund 175 Millionen Franken. Diese Investition des Kantons Zürich steht in einem sehr günstigen Verhältnis zum verhinderten Schadenswert: Bei einem Extremhochwasser der Sihl könnten alleine in der Stadt Zürich Schäden von bis zu 6,7 Milliarden Franken enstehen. Der Kanton rechnet damit, dass sich die Stadt Zürich, die SBB und die SZU mit 20 bis 25 Millionen Franken an den Kosten beteiligen werden. Auch der Bund dürfte sich mit einem Beitrag von mindestens 35 Prozent an den Kosten beteiligen.
Rasche Realisierung angestrebt
Der Kanton Zürich treibt die Planung des Entlastungsstollens Thalwil voran, um das Hochwasserrisiko möglichst rasch zu reduzieren.
Die Projektfestsetzung durch den Regierungsrat erfolgte im Januar 2021. Die Krediterteilung durch den Kantonsrat wird ebenfalls im Laufe des Jahres 2021 erwartet. Die Bauzeit wird rund dreieinhalb Jahre betragen. Der Fertigstellungstermin ist vom weiteren Planungs- und vom Bauverlauf abhängig.
Der Hauptinstallationsplatz für die Bauarbeiten ist abseits des Siedlungsgebiets im Sihltal beim Einlaufbauwerk vorgesehen. Der Stollen soll von dort möglichst erschütterungsarm mit einer Tunnelbohrmaschine in Richtung Zürichsee vorgetrieben werden.
Ökologische Ersatzmassnahmen
Der Bau des Entlastungsstollen Thalwil wird mit grösstmöglicher Rücksicht auf die Umwelt geplant. Dazu gehört beispielsweise, dass ungefährliche kleine und mittlere Hochwasser weiterhin durch den Fluss strömen sollen, ohne in den Stollen umgeleitet zu werden.
Trotzdem resultieren Auswirkungen auf die Umwelt, die eine gesetzliche Pflicht für ökologische Ersatzmassnahmen nach sich ziehen. Der Kanton Zürich plant, diese Pflicht durch Massnahmen an der Sihl unterhalb des Einlaufbauwerks und am Zürichsee in Richterswil zu erfüllen.

Einlaufbauwerk
Die Hochwasserspitzen der Sihl sollen über ein automatisch reguliertes Einlaufbauwerk unterhalb des neu erstellten Schwemmholzrechens bei Langnau am Albis entnommen werden.

Luftgefüllte Schlauchwehre
Das Einlaufbauwerk weist zwei Wehrfelder mit fester Schwelle und aufgesetzten, luftgefüllten Schlauchwehren auf. Wenn die Pegelmessgeräte am Oberlauf der Sihl das Überschreiten der vordefinierten Pegelstände melden, wird die Luft in den Schlauchwehren automatisch schrittweise abgelassen.
Der Anspringpunkt ist bei einem Abfluss von 250 Kubikmetern pro Sekunde Wasser in der Sihl geplant. Ab dieser Wassermenge würde Sihlwasser durch den Entlastungsstollen in den Zürichsee umgeleitet. Zum Vergleich: Beim Hochwasser 2005 betrug der maximale Abfluss in der Sihl 290 Kubikmeter pro Sekunde.
Umleitung von Hochwasserspitzen
Sobald die Sihl oberhalb des Einlaufs mehr als 350 Kubikmeter Wasser pro Sekunde führt, werden die Schläuche komplett abgelegt. Bei einem Hochwasser mit einer Abflussmenge von 600 Kubikmetern pro Sekunde würden rund 330 Kubikmeter pro Sekunde durch den Stollen in den Zürichsee umgeleitet. Die maximale Kapazität des Stollens würde rund 400 Kubikmeter pro Sekunde betragen. Nach heutigen Erkenntnissen würde etwa alle 20 Jahre Sihlwasser durch den Entlastungsstollen fliessen.
Kaum sichtbares Bauwerk
Die Länge des Einlaufbauwerks beträgt rund 100 Meter. Nach seiner Fertigstellung werden an der Sihl vor allem noch die Tauchwand und die mit einem Rechen versehene Einlauföffnung sichtbar sein. Die sorgfältige Gestaltung der sichtbaren Teile des Bauwerks erfolgt in Zusammenarbeit mit Fachleuten für Architektur und Landschaftsgestaltung.
Auslaufbauwerk
Das Auslaufbauwerk zur Einleitung der Hochwasserspitzen in den Zürichsee ist unmittelbar nördlich der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Bereich des Seebads Bürger 1 in Thalwil geplant.

Unterquerung von Seestrasse und Bad
Der Entlastungsstollen mündet im Hang neben der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Thalwil ins Auslaufbauwerk mit der sogenannten Toskammer. Danach unterquert es sowohl die Seestrasse als auch das Seebad Bürger 1 und mündet rund 90 Meter vom Seeufer entfernt etwa drei Meter unter der Wasseroberfläche in den Zürichsee.
Wassergeschwindigkeit bremsen
Die Toskammer dient dazu, die Geschwindigkeitsenergie des aus dem Stollen eintreffenden Wassers zu reduzieren. Für die Belüftung und für die Abfuhr der durch den Stollen mittransportierten Luft ist ein Belüftungs- und Entlüftungsschacht oberhalb der Toskammer vorgesehen. Aus dieser wird das Wasser in einem Rechteckkanal aus Beton in Richtung See weitergeleitet.
Einbettung in die Umgebung
Für die Planung des Auslaufwerks arbeiten der Kanton Zürich und die Gemeinde Thalwil eng zusammen. Ein gemeinsam erarbeiteter «Masterplan Seeufer» nimmt eine sorgfältige Auslegeordnung für die Umgebung des Auslaufbauwerks vor und sorgt für eine Gesamtsicht aller Interessen. Beim Auslaufbauwerk in Thalwil ist weiter zu gewährleisten, dass die Seestrasse stets in beide Richtungen befahrbar bleibt.
Ökologie
Ersatzmassnahmen Sihl
Die ökologischen Ersatzmassnahmen an der Sihl sind eine Kompensation für die Eingriffe beim Stolleneinlauf an der Sihl. Sie umfassen einerseits den 1,5 Kilometer langen Sihlabschnitt zwischen dem Bahnhof Langnau-Gattikon und der Wehrschwelle Gartendörfli und andererseits einen Abschnitt des Gontenbachs an der Grenze von Langnau am Albis und Adliswil.
Die ökologischen Ersatzmassnahmen an der Sihl

- Ersatz der Wehrschwelle Gartendörfli durch eine fischgängige Rampe
- Verbesserung der Strömungs- und Wassertiefenvielfalt; Schaffen neuer, strukturreicher Lebensräume für Fische und Kleinlebewesen
- Schaffung eines neuen Seitengerinnes der Sihl als Lebens- und Rückzugsraum für Fische und andere Wasserlebewesen
- Aufhebung des Wanderwegs am rechten Flussufer auf einer Teilstrecke, Rückbau der Ufersicherungen; dies ermöglicht die Wiederentstehung des natürlichen Prallhangs mit Lebensraum für verschiedenste selten gewordene Tier- und Pflanzenarten
- Verzicht auf Unterhalt des Wanderwegs, langsamer Übergang in einen natürlichen Zustand
- Naturnahe Gestaltung und Verbesserung des Zugangs zum Sihlufer für die Bevölkerung
- Bau eines neuen Wanderwegs zur Verbesserung der Anbindung von Gattikon an den Bahnhof Langnau-Gattikon
- Bau einer neuen Fussgängerbrücke bei der Spinnerei Langnau (Kompensation für die teilweise Aufhebung des Wanderwegs am rechten Sihlufer)
- Wiederherstellung der Fischgängigkeit im Gontenbach
Ersatzmassnahmen Richterswil
Am Zürichseeufer in Richterswil sind ökologische Ersatzmassnahmen für den Bau des Auslaufbauwerks am Zürichsee in Thalwil vorgesehen. Geplant ist, im Gebiet Garnhänki, seeseitig der Bahnlinie, die Uferbefestigung zu entfernen, das Ufer abzuflachen und Schilf anzupflanzen. So soll sich dort wieder eine naturnahe Uferlandschaft entwickeln.
Das Projekt beinhaltet auch Aufwertungen für die Bevölkerung. Die Aufenthaltszone bei der Bahnhofsunterführung wird mit Sitzbänken, Picknicktischen und einem Zugang zum Wasser ergänzt (Abtreppung/ Sitzstufen). Angrenzend an das Seebad werden neue Aufenthaltsmöglichkeiten mit Sitzbänken geschaffen. Der bestehende Seeuferweg wird etwas landeinwärts verlegt und für eine bessere Aussicht leicht erhöht. Eine Plattform ermöglicht Einblicke in das neue, naturnahe Flachufer.
Weiterführende Informationen
Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.
Broschüre Entlastungsstollen Thalwil und ökologische Ersatzmassnahmen
- Medienmitteilung vom 14. Januar 2021: Regierungsrat setzt Projekt Hochwasser-Entlastungsstollen Thalwil fest
- Medienmitteilung vom 27. August 2020: Regierungsrat beantragt Objektkredit für Entlastungsstollen Thalwil
- Medienmitteilung vom 19. März 2019: Hochwasser-Entlastungsstollen Thalwil: Pläne werden konkret
- Medienmitteilung vom 27. Oktober 2017: Hochwasserschutz Sihl, Zürichsee und Limmat: Der Regierungsrat setzt auf den Entlastungsstollen Thalwil
Kontakt
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft – Sektion Bau
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