Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung: Was sich beim Umweltschutz in 100 Ausgaben getan hat

Seit 1994 informiert die Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung (ZUP) Gemeindebehörden, Praktikerinnen und Praktiker sowie Umweltinteressierte zu Umwelt, Raum und verwandten Themen. In der 100. Ausgabe schauen wir zurück: Was ist eigentlich gegangen beim Umweltschutz, wo stehen wir und wo müssen wir dringend hin?

ZUP 100: Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung

Coverbild der Zeitschrift Zuercher Umweltpraxis und Raumentwicklung Nummer 100
Coverbild der Zeitschrift Zuercher Umweltpraxis und Raumentwicklung Nummer 100

Der Zeitraum zwischen der ersten ZUP-Ausgabe 1994 und dieser 100. ZUP umfasst beinahe drei Jahrzehnte. In diesen hat sich viel verändert. In der Jubiläumsausgabe berichten Fachpersonen und erfahrene Praktikerinnen und Praktiker, wie sich die Aufgaben im Umweltbereich verändert haben, welche Themen neu dazugekommen sind, und wo auch künftig Herausforderungen warten. Ausserdem geben Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinden, Verbänden und aus der Wissenschaft ihre Sicht der Dinge zur Entwicklung von Umwelt und Raum wieder.

Kanton Zürich war in manchen Bereichen Pionier

Im Wasserbau beispielsweise stehen die letzten 30 Jahre verstärkt im Zeichen der Revitalisierungen. Ehemals kanalisierte und eingedolte Bäche und Flüsse wurden wieder in einen naturnahen Zustand zurückgeführt. Fahrt aufgenommen hat dies 1989 mit dem Zürcher «Wiederbelebungsprogramm für die Fliessgewässer», welches später auch zum Vorbild für die Bundesgesetzgebung wurde. Auch das Altlastenproblem wurde in Zürich schon früh erkannt. Anfang der 90er-Jahre wurden daher Vorschriften zur Sanierung von Altlasten entwickelt, die Eingang in das Abfallgesetz von 1994 fanden. Während im Wald der Fokus früher hauptsächlich bei der Holzproduktion lag, haben heute auch Natur- und Klimaschutz eine grosse Bedeutung. Dazu beigetragen hat unter anderem die Einführung eines modernen, ökologischeren Waldgesetzes, das in den 1990er-Jahren das alte eidgenössische Forstpolizeigesetz abgelöst hatte.

Im Bereich der Landwirtschaft hat es der Biolandbau in den letzten 30 Jahren geschafft, zu einem wichtigen Faktor zu werden. In der Schweiz wurde der Biolandbau 1992 staatlich anerkannt. Die biologisch bewirtschaftete Nutzfläche hat sich im Kanton Zürich seither verzehnfacht. Der Kanton Zürich hatte hier eine echte Pionierrolle, denn er stellte bereits 1984 den ersten kantonalen Bioberater ein. In der Raumplanung erfolgte in den letzten drei Jahrzehnten ein Paradigmenwechsel: Früher wurden die Bauzonen ausgeweitet, um der stärker werdenden Beanspruchung des Raums gerecht zu werden. Mit der Festsetzung des Kantonalen Richtplans der zweiten Generation 1995 setzte dann die Innenentwicklung ein, die mit dem Kantonalen Richtplan von 2014 verstärkt wurde. Anstelle einer hoheitlichen Planung «von oben» findet heute eine vernetzte, interdisziplinäre Planung, in Kooperation mit Gemeinden und Regionen, statt.

Neue und vermeintlich neue Herausforderungen

Auch zuvor unterschätzte Probleme wurden erkannt und angegangen. Wer sprach in den 90ern schon von Radon, Neobiota oder Fischtreppen? Die Veränderung der Themen und Entwicklungen spiegelt sich in den bisherigen 99 Ausgaben der ZUP wider. Der Klimawandel hingegen ist kein völlig neues Thema, er war bereits in der ersten Ausgabe 1994 aktuell: Der globale Treibhauseffekt wurde als Herausforderung für die Luftreinhaltepolitik beschrieben. In der ZUP 100 wird für die Luftreinhaltepolitik eine positive Bilanz gezogen. Die Luftqualität hat sich stetig verbessert. Wichtig dafür waren die regelmässigen Anpassungen der Luftreinhalte-Verordnung sowie die Intensivierung der Schadstoffmessungen in den 90er-Jahren. Letztere waren die Grundlage für die kantonalen Massnahmenpläne, die viel zur besseren Zürcher Luftqualität beigetragen haben.

Der globale Treibhauseffekt oder besser der Klimaschutz und die Klimaanpassung sind zu einem eigenständigen Themengebiet geworden. Die 1992 auf globaler Ebene an der UN-Klimakonferenz gesetzten Ziele konnten bekanntlich noch nicht erreicht werden. Das vergleichsweise junge Feld der Umweltpolitik mündet nun aber auf nationaler, kantonaler und lokaler Ebene in konkreten Klimaschutz. Schon früh setzte sich der Kanton Zürich für die Reduktion der CO2-Emissionen ein und war beispielsweise massgeblich an der Entwicklung des Minergie-Labels beteiligt.
 

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Nach 100 ZUP-Ausgaben darf man feiern! Gleichzeitig lohnt es sich, innezuhalten und Bilanz zu ziehen: Was ist eigentlich gegangen beim Umweltschutz, wo stehen wir und wo müssen wir dringend hin? Genau dies will diese Ausgabe tun.

Ein Blick hinter die Kulissen der ZUP mit überraschenden Fakten, Zahlen, Zahlenspielereien und mit einem Augenzwinkern.

Ausgehend von Wald und Gewässer wurden im Umweltschutz der letzten Jahrzehnte immer mehr Bereiche geregelt. Wie es dazu kam und wie die Zwischenbilanz aussieht – Umweltjurist Alain Griffel ordnet ein und zeigt von A wie Abfall bis zu W wie Wasser, wo noch viel zu tun ist.

In den letzten Jahren hat sich der Umweltschutz im Kanton Zürich wesentlich verändert. Der langjährige kantonale Umweltjurist Hans W. Stutz zeigt an konkreten Beispielen, welchen Weg die Zürcher Umweltgesetzgebung genommen hat, was sie bewirkt hat, wo sie steht und wohin es geht.

Während früher der Fokus im Wald hauptsächlich bei der Holzproduktion lag, haben heute auch Natur und Klimaschutz eine grosse Bedeutung. Änderungen der Rechtsgrundlagen sowie der forstlichen Arbeitsweisen trugen dazu bei.

Fredi Strasser war 1984 als erster offizieller, staatlicher Bioberater des Kantons Zürich schweizweit ein Pionier. Das war noch vor offiziellen Standards und breit angelegter Forschung im Biolandbau. Für die Zukunft steckt Strasser hohe Ziele und setzt dafür auf Initiative und Innovationskraft der Biolandwirtschaft.

Bei Bauvorhaben werden Böden befahren, abgetragen, verschoben und rekultiviert. Um die wertvollen Funktionen des Bodens trotz vielfältiger Beanspruchungen langfristig zu erhalten, ist ein sachgerechter Umgang mit dem Boden bei Bauvorhaben durch sorgfältige Planung sämtlicher Arbeitsschritte zentral.

Der Naturschutz hat im Kanton Zürich in den letzten 30 Jahren viel erreicht. Trotzdem ist die Artenvielfalt weiterhin gefährdet, und die Bestände vieler Tiere und Pflanzen nehmen weiter ab. Es braucht einen neuen, umfassenden Ansatz: In den kommenden Jahren geht es darum, die Ökologische Infrastruktur aufzubauen.

Am 23. Oktober 1989 stimmte der Kantonsrat dem «Wiederbelebungsprogramm für die Fliessgewässer» zu und erteilte damit dem Amt für Gewässerschutz und Wasserbau den Auftrag, ehemals kanalisierte und eingedolte Bäche und Flüsse wieder in einen naturnahen Zustand zurückzuführen. Zu diesem Zeitpunkt existierten noch keine entsprechenden Gesetzesvorlagen.

Die AWEL-Abteilung Abfallwirtschaft und Betriebe geht jung in die Zukunft. Seit drei Jahren leitet Balthasar Thalmann die rund 60 Mitarbeitenden in fünf Sektionen. Dass drei Sektionsleiter in den Ruhestand gehen, ist ein guter Zeitpunkt für einen Blick zurück, auf neue Themenschwerpunkte und für einen Ausblick.

Strahlung ist vielfältig: Sie kann natürlichen Ursprungs sein wie Wärme, Licht und UV-Strahlung der Sonne oder das radioaktive Radongas, das aus dem Gestein im Untergrund in Gebäude dringt. Menschgemachte Strahlung erhellt in Form von künstlichem Licht die Nächte und stellt die Basis der mobilen Datenübertragung dar.

Die Luftqualität im KantonZürich verbessert sich seit Jahrzehnten, aber nach wie vor gibt es Grenzwertüberschreitungen. Durch die konsequente Umsetzung der geltenden Vorschriften kann die Luftbelastung weiter verringert werden. Das bringt auch eine Entlastung der Gesundheitskosten.

Der globale Klimawandel ist gut bekannt, doch wurde lange kaum etwas dagegen unternommen. Was international auf UN-Konferenzen begann, mündet nun aber auf nationaler, kantonaler und lokaler Ebene in konkreten Klimaschutz.

Trotz grosser energetischer Fortschritte im Gebäudebereich besteht immer noch Verbesserungspotenzial, besonders im Bereich der Heizsysteme und der Gebäudehülle. Was hat sich bis heute getan, wo wird der Zürcher Gebäudebestand 2050 stehen?

In über 20 Jahren im Amt für Raumentwicklung hat Lucas Schloeth miterlebt, wie stark sich die Raumplanung im Kanton Zürich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Der Fachleiter Kantonalplanung beantwortet Fragen zur Innenentwicklung, zum Interessenausgleich und zu den aktuellen Herausforderungen.

Die Zahl der Wohneinheiten stieg seit den Neunzigerjahren stark an. Dank Verdichtung wurde das Siedlungswachstum jedoch gebremst – auch weil mittlerweile nur noch wenige Einfamilienhäuser entstehen. Künftig jedoch wird der Wohnflächenverbrauch pro Kopf eine Herausforderung darstellen, vor allem im Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele.

Seit 30 Jahren bekämpft Thomas Gastberger den Lärm im Kanton Zürich. Jetzt, vor seiner Pensionierung, lässt er die Entwicklungen in der Sanierung und Vorsorge von gestern und heute Revue passieren.

Von fast Null auf fast Hundert: Die Entwicklung der Recyclingquote beim Papier ist erfreulich. Kann dieser Erfolg einer schonenderen Ressourcennutzung auf andere Güter und Dienstleistungen der kantonalen Beschaffung übertragen werden? Ja – und es geht noch einen Schritt weiter – die Zukunft gehört der kreislauffähigen Beschaffung.

Gemeindebehörden und Gemeindepolitik spielen eine grosse Rolle bei der Umsetzung von Umweltschutz und Raumplanung – und beim Entscheid, wohin es gehen soll. Der direkte Austausch mit der Bevölkerung bietet die Chance für eine gegenseitige Sensibilisierung.

Die Rolle der Verbände ist, ihre spezifischen Interessensgebiete zu vertreten. Als Experten in ihrem Gebiet hinterfragen sie Entscheide von Behörden, unterstützen diese sowie Private bei der Umsetzung in die Praxis und behalten auch künftige Interessen im Blick.

Beim Blick zurück ist ersichtlich, welche wichtige Grundlage wissenschaftliche Erkenntnisse für Entscheide sowie die Planung für die Zukunft spielen. Die Anpassung an die Praxis sowie Strategien und Umsetzung liegen dann aber in der Hand der Verwaltung.

Die «Zürcher Umweltpraxis» (ZUP) ist seit 1994 das Informationsbulletin aller in den Umweltschutz involvierten Ämter und Fachstellen des Kantons Zürich. Sie löste damit die Vorgängerpublikation «KAUZ – Kanton Umwelt Zürich» ab. 2020 wurde die Publikation «Raumentwicklung aktuell» in die ZUP integriert, seither heisst sie «Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung». Mit aktuellen Informationen sowie verschiedenen Tipps aus der Praxis bildet die ZUP eine wichtige Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Die ZUP erscheint drei- bis viermal im Jahr und richtet sich an Behörden der Zürcher Gemeinden, Planungsbüros, Medien sowie an alle im Umweltbereich sowie der Raumentwicklung tätigen und daran interessierten Personen und Organisationen.

Die «Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung» ist kostenlos erhältlich bei der Koordinationsstelle für Umweltschutz, Postfach, 8090 Zürich, Telefon 043 259 24 17 oder kofu@bd.zh.ch. Die aktuelle Ausgabe der ZUP und das Archiv aller bisher erschienenen Beiträge, Themenhefte, sowie Themenschwerpunkte finden Sie unter zh.ch/umweltpraxis.

Der Nachdruck von Artikeln ist in Absprache mit der Redaktion erwünscht und gestattet.
 

Kontakt

Baudirektion - Medienstelle

Adresse

Walcheplatz 2
8090 Zürich
Route (Google)