Elternbildungs-Newsletter Februar 2023

Fünf Fragen an Prof. Dr. Dirk Baier, Jahresüberblick 2023, LinkedIn, Elternbildungsprogramm, Eltern-App «parentu» und vieles mehr im Elternbildungs-Newsletter vom Februar 2023.

Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserin, lieber Leser

Auch wenn sich die ersten Tage des neuen Jahrs so gar nicht nach Winter angefühlt haben und das neue Jahr bereits ein paar Wochen alt ist: Ein gutes Neues 2023!

Im vergangenen Jahr schrieben wir im ersten Newsletter, dass wir uns ein etwas weniger dynamisches und herausforderndes, aber innovatives Jahr wünschen würden. Bezüglich des «weniger dynamisch und herausfordernd» ging dieser Wunsch nicht ganz in Erfüllung: Ein Standortwechsel von Oerlikon an die Zweierstrasse 25 in Wiedikon und diverse Personalrochaden liegen hinter uns. Trotzdem blicken wir auf ein erfolgreiches Jahr zurück: Die Herausforderungen wurden im Team gemeistert, neue Angebote lanciert und getestet, andere konsolidiert.

Was steht an in diesem Jahr? Die Geschäftsstelle Elternbildung feiert Jubiläum: Vor nun zehn Jahren wurden die regionalen Elternbildungsstellen zentralisiert und in die bis heute bestehende Form der kantonalen Geschäftsstelle Elternbildung überführt. Dieses Jubiläum möchten wir gerne mit Ihnen feiern! In den kommenden Newslettern werden Sie jeweils über die aktuellen Jubiläumsfeierlichkeiten informiert. Wir freuen uns auf Sie!

Ihre Geschäftsstelle Elternbildung

5 Fragen an ...

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Prof. Dr. Dirk Baier ist Soziologe und leitet das Institut für Delinquenz und Kriminalprävention (ZHAW).
Prof. Dr. Dirk Baier ist Soziologe und leitet das Institut für Delinquenz und Kriminalprävention (ZHAW).

Prof. Dr. Dirk Baier ist Soziologe und leitet das Institut für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Neben seiner Lehrtätigkeit liegen seine Schwerpunkte in der Forschung zu Jugend- und Gewaltkriminalität sowie in der Extremismusforschung. Ebenso hat er sich in der Vergangenheit intensiv mit der Thematik von häuslicher Gewalt beschäftigt. Dirk Baier ist Vater einer Tochter.

  1. Als Vater gehören Sie zur Zielgruppe der Elternbildung. Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen damit?

    Ich habe eine 11-jährige Tochter und muss ganz ehrlich sagen, dass einen die Erziehung sogar eines einzigen Kindes immer wieder an die eigenen Grenzen bringt. Kein Elternteil ist Profi in der Kindererziehung und sollte daher niemals davor zurückschrecken, sich Rat und Hilfe zu suchen. Ich selbst hatte bislang noch keinen Kontakt mit den Angeboten der Elternbildung des Kantons Zürich. Meine Partnerin und ich haben uns aber immer wieder z. B. in den wirklich tollen Büchern von Remo Largo oder aber im Freundeskreis informiert. Auch wenn ich noch keinen Kontakt mit der Elternbildung hatte, bin ich sehr froh, dass es dieses Angebot gibt. Es steht für mich ausser Frage, dass einerseits Fachpersonen, andererseits aber auch Eltern hiervon profitieren. Erziehung, unabhängig davon, ob sie in der Familie oder in organisationalen Kontexten wie Kindergärten, Schulen, Vereinen usw. stattfindet, ist mit einem immer komplexeren Alltag konfrontiert, für den es bisweilen Navigationshilfe braucht.
  2. Einer Ihrer Forschungsschwerpunkte ist die Jugendkriminologie. Welche Kernbotschaften an Fachpersonen sind Ihnen besonders wichtig?

    Mir sind mindestens drei Botschaften wichtig. Erstens ist die Jugend immer besser als ihr Ruf. Zwar wird in den Medien häufig über Jugendgewalt und -kriminalität berichtet und der Eindruck entsteht, dass wir es mit einem grossen Problem zu tun haben. Die Wahrheit ist, dass wir zwar tatsächlich in den letzten Jahren einen Anstieg der Jugendkriminalität verzeichnen müssen, dieser aber nichts an der Tatsache ändert, dass mehr als neun von zehn Jugendlichen nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Sehr viele junge Menschen entwickeln sich toll, engagieren sich in verschiedenen Bereichen, suchen in positiver Weise nach Herausforderungen.

    Zweitens ist Jugendkriminalität, wenn sie denn stattfindet, mehrheitlich bagatellhaft, d. h. sie richtet keine hohen Schäden an. Die häufigsten Delikte im Jugendalter sind der Ladendiebstahl, die Sachbeschädigung und die Tätlichkeit. Schwere Gewalt, u. a. mit Messern ausgeführt, gibt es, sie ist aber ausgesprochen selten. Wenn Kriminalität verübt wird, ist sie drittens episodenhaft; die sogenannte Spontanbewährung ist die Regel. Dies bedeutet, dass junge Menschen höchstens ein paar Mal etwas Illegales tun und dann auch von selbst damit aufhören. Die Schule, die Berufsausbildung, die intime Beziehung usw. werden schnell viel wichtiger im Leben eines jungen Menschen und bringen diesen wieder auf die richtige Bahn. Dies bedeutet auch, dass wir nicht mit harten Sanktionen auf Gesetzesübertretungen reagieren sollten; diese haben eher den Nachteil, dass sie stigmatisieren und erst recht zu einer kriminellen Karriere beitragen können. Das Schweizer Modell der Jugendstrafe wird diesen Überlegungen absolut gerecht; der Freiheitsentzug als schwerste Sanktion ist hier überhaupt erst ab dem 16. Lebensjahr möglich und generell wird versucht, auf solche Massnahmen oder Strafen zurückzugreifen, die in der Situation, in der sich ein:e Straftäter:in befindet, unterstützend auf die Entwicklung wirken.

    Diese allgemeine Schilderung zur Jugendkriminalität soll nun nicht ein zu positives Bild malen. Es gibt junge Menschen, die sehr früh mit Kriminalität beginnen, die zu Intensivtäter:innen werden, die auf Sanktionen nicht wie gewünscht reagieren. Für diese braucht es einerseits eine gewisse gesellschaftliche Toleranz, so dass auch hier davon abgesehen wird, sie möglichst lang wegzusperren. Und es braucht andererseits viel professionelles Engagement, von Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen, anderen Vertrauenspersonen und Mentor:innen.
  3. Neue Resultate belegen, dass fast 50 Prozent aller Kinder Gewalt in der Erziehung erleben. Im November haben Sie zu diesem Thema an einer Diskussion der Sendung «Club» teilgenommen. Wo sehen Sie Möglichkeiten der Elternbildung, um Kinder vor solchen Erfahrungen zu schützen?

    Es ist tatsächlich so, dass elterliche Gewalt in den verschiedenen Formen, von physischer über psychische Gewalt bis hin zur Vernachlässigung noch immer recht häufig in den Familien anzutreffen ist. Sehr massive Formen dieser elterlichen Verhaltensweisen sind aber zugleich nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Wichtig ist mir dieses Thema vor allem deshalb, weil wir wissen, wie umfassend und langanhaltend solche Erfahrungen schädigen. Wir wissen z. B. aus der Forschung, dass erfahrene Gewalt nicht nur eine Ursache selbst ausgeübter Gewalt ist. Es zeigt sich, dass diese Erfahrungen genauso mit Depressivität und Suizidalität einhergehen, das schulische Leistungsniveau reduzieren, Alkohol- und Drogenkonsum beeinflussen, eine Verarbeitung in fremdenfeindlichen Haltungen finden usw. Und auch im Erwachsenenalter sind wir noch durch den langen Arm der Erziehung geprägt. So können wir z. B. sagen, dass Täter:innen häuslicher Gewalt als Kind häufiger Gewalt in der Familie beobachtet haben oder ihr selbst ausgesetzt waren. Es gibt also genug Gründe, gegen Gewalt in der Erziehung vorzugehen.

    Die Elternbildung hat dabei einen mehrfachen Auftrag. Sie muss erstens nahezu mantrahaft immer und immer wieder bei allen Anlässen mit Fachpersonen wie Eltern auf diese negativen Folgen des Gewalteinsatzes hinweisen, also Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit leisten. Eltern hören dies meiner Erfahrung nach nicht gern; sie möchten lieber über die Schulleistungen ihrer Kinder sprechen, darüber, was Kindergarten und Schule für ihr Kind tun sollen. Aus meiner Sicht müssen Eltern aber auch diese Nachricht immer wieder zur Kenntnis nehmen: Niemals Gewalt (Astrid Lindgren). Zweitens muss es darum gehen, Eltern Kompetenzen zu vermitteln, anspruchsvolle Situationen in der Erziehung gewaltfrei zu meistern. Es ist ja meist nicht der Fall, dass die Eltern aus Boshaftigkeit oder Spass an der Gewalt auf diese zurückgreifen. Sie sind vielmehr überfordert, reagieren aus einer Überlastung heraus, fühlen sich provoziert und denken, so Autorität markieren zu müssen; ihnen fehlen alternative Reaktionsweisen. Elternbildung kann dazu beitragen, solche Strategien im Umgang mit Herausforderungen aufzuzeigen.
  4. Im November stimmte der Ständerat darüber ab, ob auch in der Schweiz die gewaltfreie Erziehung im ZGB gesetzlich verankert wird. Wie stehen Sie dazu und welches Veränderungspotential könnte sich daraus ergeben?

    Wir waren wohl alle freudig überrascht, als der Ständerat eine solche Verankerung nun doch befürwortet. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder vergeblich Anläufe im Parlament, dies zu tun. Und auch der Bundesrat hatte kürzlich in einer Stellungnahme formuliert, dass er «kein(en) Anlass für die Schaffung einer neuen gesetzlichen Regelung zur gewaltfreien Erziehung» sieht. Die Schweiz steht mit dieser Haltung europaweit recht isoliert da; die deutliche Mehrheit der Länder hat das Züchtigungsverbot gesetzlich verankert.

    Ich befürworte ein solches Verbot uneingeschränkt, weiss aber auch, dass es sich ein Land nicht einfach mit dieser Entscheidung macht. Auch in Deutschland, wo seit 2000 das Züchtigungsverbot ins Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wurde, gab es jahrelange Debatten, insbesondere dazu, dass die Mehrheit der Bevölkerung dies nicht will und dass eine solche Einmischung in die familiäre Erziehungshoheit zu weit geht. Beide Argumente sind Unsinn: Die Mehrheit der Bevölkerung auch in der Schweiz befürwortet einen solchen Schutz der Kinder; und dass die Erziehung keine reine Privatsache ist, wissen wir spätestens seit Einführung der Schulpflicht.

    Trotz dieser Befürwortung weiss ich natürlich um die begrenzte Wirkung der Einführung eines solchen Gesetzes. Man kann z. B. nicht sagen, dass aufgrund der Einführung im Jahr darauf nur noch halb so viele junge Menschen elterliche Gewalt erfahren würden. Eine gewisse Wirkung hinsichtlich der Reduktion des Gewaltniveaus dürften bereits die Diskussionen um die Einführung des Gesetzes entfalten, die z. B. klarstellen, dass auch Ohrfeigen ein illegitimes Erziehungsmittel sind; das ist noch nicht bis zu jedem Elternteil durchgedrungen. Wir wissen aus Studien, dass Eltern in Ländern, in denen solch eine gesetzliche Bestimmung eingeführt wurde, häufiger die Ansicht teilen, dass Handlungen wie Ohrfeigen Körperverletzungen am Kind darstellen und strafbar sind; wer das weiss, greift auch seltener auf entsprechendes Verhalten zurück. Zudem sage ich immer, dass Gesetze Rückenwind für die Prävention darstellen. Organisationen, die sich im Bereich der Prävention elterlicher Gewalt engagieren, erhalten damit quasi eine Art öffentlichen Auftrag; das macht es leichter, auch in Schulen Gehör für das Thema zu finden und dort Workshops o. ä. anzubieten. Alles in allem gehe ich daher schon davon aus, dass eine gesetzliche Verankerung das Miteinander in den Familien über kurz oder lang friedlicher machen wird.
  5. Welche neuen Herausforderungen sehen Sie für sich als Vater und für Eltern allgemein in den nächsten Jahren?

    Ich denke zuerst mit ein wenig Angst daran, dass meine Tochter demnächst in die Pubertätsphase kommt; ich habe immer wieder gehört, dass diese Phase bei Mädchen früh anfängt und heftig ausfällt, teilweise für Eltern anspruchsvoller ist als bei Jungen. Aber das ist ja auch das Spannende in der Erziehung: Es kommen immer wieder neue Phasen mit neuen Herausforderungen; und wenn ich gar nicht mehr weiter weiss, weiss ich zumindest, wo ich mir Hilfe suchen kann.

    Wenn ich von meiner persönlichen Situation abstrahiere und auf die gesellschaftliche Ebene wechsle, sind aus meiner Sicht mindestens zwei Trends bedeutsam: Der erste Trend ist der zunehmende Takt der Krisen, die unsere Gesellschaft erschüttern. Corona, Ukraine-Krieg, Energieknappheit, Klimawandel usw. – das alles nehmen junge Menschen sehr genau wahr, leiden, haben Zukunftsängste. Die Eltern sind, obwohl sie von diesen Krisen genauso betroffen sind, gefordert, ihre Kinder in diesen Situationen gut aufzufangen. Und wo das die Eltern nicht können, braucht es eine professionelle Infrastruktur mit Beratungsangeboten, ambulanten und stationären Angeboten usw. – diese Infrastruktur ist aber nur in Teilen bereits existent.

    Der zweite Trend ist die auch ohne solche Krisen in modernen Gesellschaften permanent zunehmende Komplexität. Die Wissensbestände nehmen zu und damit die Inhalte, die junge Menschen lernen sollten. Die Technologien prägen immer mehr den Alltag und wir müssen mit ihnen umgehen können. Die Optionen, was man mit seinem Leben anfangen kann, steigern sich – und wir Eltern können mit dieser Dynamik nicht immer Schritt halten, können also nicht immer die klugen Ratgeber sein, die wir gern wären. Hierfür braucht es deshalb die bereits oben angesprochenen professionellen Navigationshilfen.

In eigener Sache

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Was steht 2023 in der Geschäftsstelle Elternbildung an? Wie im Editorial bereits erwähnt, das zehnjährige Jubiläum der kantonalen Geschäftsstelle Elternbildung. Doch natürlich noch viel mehr! Am 17. Juni 2023 findet der Kantonale Elternbildungstag statt, endlich wieder vor Ort in der Alten Kaserne in Winterthur. Herr Dr. Guy Bodenmann hält das Hauptreferat. Am 23. September 2023 kommt die 24. Kantonale Elternbildungsbörse und bietet Inspiration für passende Elternbildungsthemen. Der beliebte Elternbildungsapéro steigt schliesslich am 31. August 2023. Und natürlich findet auch der Stammtisch Elternbildung an mehreren Terminen wieder statt. Terminunabhängig und ganzjährig verfügbar bleibt das Elternbildungsprogramm zur Bewerbung von Elternbildungsanlässen, die Beratung und Vermittlung von Referierenden in den Bereichen «Elternbildung an Schulen» und «Elternbildung im Vorschulbereich». Sie suchen Materialien, Hinweise und Inputs für die Organisation von Elternbildung? Vieles findet sich in der «Toolbox».

Die beiden neu entwickelten Kurse für Eltern «Sicherer Start ins Leben» und «Kinder zwischen den Fronten» konnten im vergangenen Jahr erprobt werden, wurden weiterentwickelt und stehen auch in diesem Jahr zur Verfügung. Schon seit einigen Jahren sind unter anderem die Kurse «Fit For Family», «Eltern bleiben» und «Einmal Vater – immer Vater» im Jahresprogramm der Geschäftsstelle Elternbildung. Eins haben alle Kurse und Veranstaltungen der Geschäftsstelle Elternbildung gemeinsam: Daten, Orte und Informationen finden sich auf dieser Übersicht. Sie möchten Eltern auf unsere Kurse aufmerksam machen? Neu können sich Eltern online direkt anmelden.

Eine Familie mit drei Kindern sitzt im Garten und lacht in die Kamera. Im oberen Teil des Bildes steht «Neu auf LinkedIn».
Schauen Sie rein und folgen auch Sie uns auf LinkedIn!

Vernetzen, diskutieren, mit der Geschäftsstelle Elternbildung in Kontakt treten: Ab sofort ist dies auch über den LinkedIn-Kanal der Geschäftsstelle Elternbildung möglich. Gerne begrüssen wir Sie als Follower/in und freuen uns auf spannende Diskussionen zu aktuellen Themen der Elternbildung. Seien Sie dabei!

Das Titelblatt des Flyers Elternbildungsprogramm zeigt drei Kinder die in einem Auto aus Schachteln fahren.
Finden Sie online Kurse und Angebote die Sie im Familienalltag unterstützen.

Auch im aktuellen Jahr 2023 sind wir bestrebt, allen Eltern im Kanton Zürich ein umfangreiches Angebot an Veranstaltungen der Elternbildung zu Verfügung zu stellen. Seien Sie dabei und nutzen Sie die Werbemöglichkeit für Ihre Elternbildungsveranstaltung!

Unsere langjährige stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle Elternbildung Carla Brunner gibt diese Position ab, um sich innerhalb der Geschäftsstelle Elternbildung wieder vermehrt der Arbeit mit Eltern zu widmen. Wir freuen uns sehr, mit Christoph Laube eine interne Lösung für diese Position gefunden zu haben und wünschen Christoph und Carla viel Freude bei den neuen Tätigkeiten.

Elternbildung aktuell

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Der Markt an E-Zigaretten ist in den letzten Monaten förmlich explodiert und viele Produkte sprechen vor allem Jugendliche an. Damit Eltern und Fachpersonen den Überblick behalten, hat die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz ein Infoblatt herausgegeben, das über Konsum und Auswirkungen informiert. Dem Thema E-Zigaretten widmet sich auch ein Bericht des SRF «Kassensturz Espresso».

Ab sofort wird die Eltern-App «parentu» durch die Pro Juventute weiter geführt. Zunächst wird sich an der Ausgestaltung der App nichts ändern, zukünftig prüft Pro Juventute die Einbindung der Elternbriefe. Weiterhin bietet die App konkrete Informationen für Eltern und Fachpersonen – in 15 Sprachen.

Aus der Wissenschaft

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Jugendliche haben drei enge Freunde, denen Geheimnisse anvertraut werden können, gestalten ihre Freizeit vielfältiger und individueller im Vergleich zu den Erhebungen aus Vorjahren, erleben jedoch im Schnitt häufiger sexuelle Belästigung im Netz oder Cybermobbing. Diese und weitere sind die zentralen Erkenntnisse der aktuellen JAMES-Studie 2022.

Die JAMES-Studie wird von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Zweijahresrhythmus durchgeführt. Sie bildet das Freizeit- und Medienverhalten Schweizer Jugendlicher ab. JAMES steht dabei für Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz.

Die aktuelle siebte Ausgabe der Studie hat von Anfang Mai bis Mitte Juni 2022 Daten von 1049 Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren erfasst. Erfreulich ist, dass die Jugendlichen wieder ohne pandemische Einschränkungen vor Ort und nicht online befragt werden konnten. Damit ist die Vergleichbarkeit mit den Vorjahres-Erhebungen von 2010 bis 2018 gewährleistet.

Inhaltlich verzeichnet die Studie eine Zunahme der individuellen und vielfältigen Freizeitgestaltung der Heranwachsenden. Tätigkeiten und Medienangebote sollen zu den eigenen Vorlieben passen und besonders auch die Einzigartigkeit unterstreichen. Trendsetterinnen bei der Nutzung von sozialen Netzwerken sind Mädchen: Sie steigen früher darauf um als Jungen. Handlungsbedarf besteht jedoch im Hinblick auf die steigende Zahl erlebter sexueller Belästigung im Internet oder Cybermobbing. Hier sehen die Autoren der Studie unterschiedliche Stakeholder in der Pflicht, um mit vereinten Kräften und koordinierten Massnahmen Lösungsansätze für einen verbesserten Jugendmedienschutz zu erreichen.

Als beliebteste Smartphone-Apps werden Instagram, TikTok, WhatsApp, Snapchat und YouTube angegeben. Insbesondere die Nutzung von TikTok hat in den letzten Jahren zugenommen. Innerhalb sozialer Netzwerke werden am häufigsten Beiträge anderer angeschaut oder gelikt und via Chatfunktion persönliche Nachrichten verschickt. Eigene Beiträge werden seltener gepostet und mehrheitlich nur für ein ausgewähltes Publikum sichtbar gemacht oder zeitlich limitiert.

In Gesellschaft von Freundinnen und Freunden wird am liebsten Sport getrieben, gemeinsam etwas unternommen, draussen Zeit verbracht, gekocht, gegessen, getrunken oder es werden Gespräche geführt.

Nebst drei engen pflegen die Jugendlichen im Mittel fünf beständige Freundschaften, mehrheitlich Freundinnen bzw. Freunde desselben Geschlechts. Damit bleibt die Zahl enger Freundschaften im Zeitvergleich konstant, jene der beständigen Freunde verläuft leicht abnehmend.

Bücher, Publikationen, Links

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Buchcover «Girl on Fire»
Dr. de Liz gibt Antworten auf Fragen die Mädchen in der Pubertät wissen müssen.

Girl on fire – Alles über die fabelhafte Pubertät, Dr. Sheila de Liz, 2022, Rowohlt, ISBN 978-3-499-00834-4
 

Die Pubertät ist eine Phase der grossen Veränderungen. Diese Lebensphase ist geprägt von hormonellen und emotionalen Stürmen und das löst viele Fragen aus. Nicht nur bei den Jugendlichen, sondern auch bei den Eltern.

Dr. Sheila de Liz – bei TikTok besser bekannt als Doktorsex – erklärt in ihrem Buch «Girl on fire», was Mädchen und Eltern über die Pubertät und den weiblichen Körper wissen müssen und geht auf vielen Fragen ein (auch auf solche, die man nicht ansprechen würde).

Sie vermittelt komplexe biologische Zusammenhänge auf einzigartige Weise – einfühlsam, charmant, humorvoll und mutig. Themen wie hormonelle Veränderungen, die Periode, der erste Sex, Verhütung usw. vermittelt sie direkt und für Jugendliche ansprechend, nämlich mit vielen Anglizismen, Modebegriffen und Illustrationen.

Ihre Haltung: Wer seinen Körper kennt und versteht, segelt ruhiger durch die stürmischen Zeiten der Pubertät. Diese Haltung stärkt junge Frauen und ihre Eltern. Aber auch Fachpersonen können aus dem Buch viele hilfreiche Informationen und Tipps mitnehmen für die Arbeit mit Jugendlichen und ihren Eltern.

Buchcover «Wie ich mit Kindern über Krieg und andere Katastrophen spreche»
Das Buch gibt Antworten auf die Frage, wie Kinder bei der Verarbeitung von Katastrophen und Konflikten unterstützt werden können.

Wie ich mit Kindern über Krieg und andere Katastrophen spreche, Rüdiger Maas, Eliane Perret, 2022, Brainbook, ISBN 978-3-96890-115-2


Das Buch (ca. 75 Seiten) richtet sich zum einen als Ratgeber an Eltern, bietet aber auch in gesonderten Kapiteln Fachpersonen aus Institutionen wie Schulen oder Kindertagesstätten Hinweise, Anregungen und Hintergrundwissen, wie mit Kindern über Krieg oder andere Katastrophen altersgerecht gesprochen werden kann. Ausserdem liefert es konkrete Praxisbeispiele zur thematischen Aufbereitung und Auseinandersetzung mit diesen schwierigen Themen.

Den Autoren ist es wichtig aufzuzeigen, dass Informationen zu den behandelten Themen sachlich, aber altersgerecht aufgegriffen werden. Sie betonen, dass «das Ganze negativer ist als die Summe seiner Teile». Sprich: Die Autoren zeigen auf, wie wichtig es ist, den Fokus auch auf Positives zu legen. Weiterhin widmen sie sich der Rolle der Medien und zeigen auf, welche davon kindgerechte Aufarbeitung von Nachrichten liefern.

Das Buch ist sehr verständlich geschrieben, gut zu lesen und bietet einen knappen Überblick, ohne sehr in die Tiefe zu gehen. Dies scheint bezogen auf die weit gefasste Zielgruppe sowie den knappen Umfang des Buches auch kaum möglich. Allerdings finden sich weiterführende Materialien per Download via abgedruckten QR-Codes.

Buchcover «Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten»
Im Buch steht die ganzheitliche kindliche Kompetenzentwicklung im Fokus.

Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten – Fähigkeitsentwicklung und Förderung von Kindern im Vorschulalter, Astrid Wirth, Efsun Birtwistle, Anna Mues, Frank Niklas, 2022, Hogrefe, ISBN 978-3-456-86198-2
 

Die Inhalte des Buches entstammen einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt des Lehrstuhls für empirische Pädagogik und pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Buch geben die Autorinnen und Autoren Einblicke in die ganzheitliche, kindliche Kompetenzentwicklung. Die Schwerpunkte liegen auf der Förderung der Schrift- und Sprachentwicklung sowie der mathematischen Entwicklung. Darüber hinaus gibt es vielfältige Informationen und Tipps zur Förderung der kognitiven-, sozial-emotionalen- und der Persönlichkeitsentwicklung. Es zeigt auf, warum Spielen Lernen ist und keinen Widerspruch darstellt. Es werden Anregungen geliefert, wie spielerisch bzw. durch Nutzung von Alltagssituationen Kompetenzen der Kinder gefördert werden. Diese können auch in Fremdsprachen umgesetzt werden und ergänzen die anschaulich dargestellten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Das Buch liest sich flüssig und ist verständlich, lässt sich aber auch gut gezielt als Nachschlagwerk für einzelne Themenbereiche verwenden. Zielgruppe sind vor allem pädagogische Fachkräfte, es kann aber auch direkt von Eltern genutzt werden.

  • Porno, Sex, Männlichkeit – wie junge Männer ihre Sexualität schaffen, Reinhard Winter, 2022, Juventa
  • Kartenset: Potenziale der Begabungs- und Begabtenförderung entdecken, Nadine Seddig, 2022, BELTZ
  • Therapie-Tools Selbstwert bei Kindern und Jugendlichen; Anna Felnhofer, Claudia Klier und Stephanie Galliez; 2022, BELTZ
  • Kartenset: Über Tod und Trauer reden – Kindern und Jugendlichen Sterben, Tod und Bestattung erklären. 70 Karten für die Trauerarbeit in Therapie und Beratung, Stephanie Witt-Loers, 2022, BELTZ
  • Lernen, im Regen zu tanzen – wie Sie als Paar eine Depression bewältigen, Cornelia Faulde, 2022, BELTZ
  • Trauma und Bindung zwischen den Generationen, Karl Heinz Brisch, 2022, Klett-Cotta
  • Lass das – Toni, Ben und Ida sagen Nein; Elisabeth Jäcklein-Kreis und Andrea Naumann, 2022, Ernst Reinhardt Verlag
  • Flunkertiger und Wahrheitshörnchen – 10 Vorlesegeschichten für Kinder, Barbara Baumgarten und Stefanie Kolb, 2022, Ernst Reinhardt Verlag
  • Artgerecht durch den Familienalltag, Nicola Schmidt, 2022, Kösel
  • Mio, der Braunbär – Sexualisierte Gewalt kindgerecht erklärt; Isabell Müller, Hannah Schmiedel und Noah Willmann; Simon Zerth, 2022, Hogrefe
  • Working Dad – Vereinbarkeit von aktiver Vaterrolle und Karriere leben, Roman Gaida, 2022, Campus
  • Das Herz der Familie – Mehr Paar und nicht nur Eltern sein, Romy Winter, 2022
  • Elternjahre, Reinhard K. Sprenger, 2022, Penguin
  • Mit Kindern über Krieg reden, Udo Baer, 2022, Klett-Cotta
  • Mutlose Mädchen, Michael Schulte-Markwort, 2022, Kösel
  • Meine Grenze ist dein Halt – Kindern liebevoll Stopp sagen, Nora Imlau, 2022, BELTZ
  • Kartenset: 50 Coachingkarten Blended Coaching & Counseling – Das Methodenset für einen gewinnbringenden Formate-Mix, Lukas Mundelsee und Dennis Sawatzki, 2022, BELTZ
  • Aufklärung von Anfang an, Christiane Kolb, 2022, Kösel
  • Handy-App: Babyjahre nach Remo Largo, 2022, Piper

Fachvorträge, Weiterbildungen, Tagungen

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Der elftägige Kurs vermittelt systemisches Wissen zur Begleitung, Beratung und Coaching von Eltern in schwierigen Situationen.

Inhalte: Haltung des Elterncoaches, Grundlagen der systemischen Beratung, Entwicklungs- und Bindungstheorie, Familienpsychologie und Konflikttheorien, Marte Meo, Elterliche Präsenz.

20. März bis 25. Oktober 2023, Zürich

Im Kurs lernen die Teilnehmenden, ihre Konfliktfestigkeit zu stärken und den eigenen Anteil an einem Konflikt sowie die unterschiedlichen Sichtweisen auf ihn zu sehen und sich dessen bewusst zu werden. Es wird auf eine hohe Praxisorientierung Wert gelegt, so dass das Gelernte direkt im Alltag umsetzbar ist.

27., 28. April und 2. Juni 2023, Zürich

In der viertägigen Schulung wird der Inhalt des Elternkurses exemplarisch durchgearbeitet. Als Basis dient das Kurshandbuch Starke Eltern – Starke Kinder®, welches umfangreiches Material für die Durchführung des Kurses enthält und nur in Verbindung mit einer Schulung erworben werden kann.

15., 16. September und 27., 28. Oktober 2023, Zürich

Der Kurs vermittelt neue Perspektiven, um bei anspruchsvollen Tätigkeiten mental, emotional und körperlich langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben. Die Teilnehmenden lernen den Kreislauf von Stress und Burnout kennen. Sie wissen sich selbst darin einzuschätzen und erarbeiten Strategien, um ihre Balance wiederherzustellen. Für Fachpersonen aus dem Non-Profit-Bereich.

3., 24. November und 8. Dezember 2023

Kontakt

Amt für Jugend und Berufsberatung - Geschäftsstelle Elternbildung

Adresse

Zweierstrasse 25
8090 Zürich
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